Relative biologische Wirksamkeit: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Referenzstrahlung für RBW-Angaben ist nicht weltweit einheitlich festgelegt. Vielmehr sind als Referenzstrahlungen sowohl harte Röntgenstrahlung als auch <sup>60</sup>Co-Gammastrahlung im Gebrauch. Da zwischen diesen beiden Photonenstrahlungen, ja bereits zwischen verschieden stark gefilterten harten Röntgenstrahlungen gleicher Röhrenspannung, erhebliche biologische Wirkungsunterschiede bestehen können, muss bei allen RBW-Angaben die jeweilige Referenzstrahlung angegeben werden.< | Verhältnis der Dosis einer Referenzstrahlung mit niedrigem [[LET]] zu der [[Dosis (ionisierende Strahlung)|Dosis]] der betrachteten Strahlung, die eine identische biologische Wirkung hat. RBW-Werte variieren mit der Dosis, der [[Dosisleistung]] und dem betrachteten biologischen Endpunkt. Im Strahlenschutz ist die RBW für stochastische Wirkungen bei niedrigen Dosen (RBWM) von besonderem Interesse. | ||
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In der experimentellen Forschung wird die unterschiedliche Wirkung verschiedener ionisierender Strahlungen durch die RBW <section begin="abk" /><u>R</u>elative <u>b</u>iologische <u>W</u>irksamkeit <section end="abk" />beschrieben. Die RBW ist der Quotient aus den Energiedosen, die bei der Referenzstrahlung und der untersuchten Strahlung zu einem quantitativ gleichen biologischen Effekt führen. Die RBW-Werte hängen von dem untersuchten biologischen Objekt und dem [[Biologischer Endpunkt|biologischen Endpunkt]] (Art der biologischen Reaktion) ab; sie können daher für eine gegebene Strahlung durchaus verschiedene Werte annehmen. Für die Festlegung von [[Strahlungs-Wichtungsfaktor]]en sind vor allem RBW-Werte für die Karzinogenese von Bedeutung. Da diese aus epidemiologischen Untersuchungen unmittelbar für den Menschen nicht bekannt sind, spielen hier RBW-Werte aus Tierversuchen eine entscheidende Rolle.<br> | |||
Die Referenzstrahlung für RBW-Angaben ist nicht weltweit einheitlich festgelegt. Vielmehr sind als Referenzstrahlungen sowohl harte Röntgenstrahlung als auch <sup>60</sup>Co-Gammastrahlung im Gebrauch. Da zwischen diesen beiden Photonenstrahlungen, ja bereits zwischen verschieden stark gefilterten harten Röntgenstrahlungen gleicher Röhrenspannung, erhebliche biologische Wirkungsunterschiede bestehen können, muss bei allen RBW-Angaben die jeweilige Referenzstrahlung angegeben werden.<section begin="more" /> | |||
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=== Im ICRP Glossary (Englisch) === | |||
[http://www.icrpaedia.org/Relative_biological_effectiveness Relative biological effectiveness] | |||
=== Glossar Messanleitungen === | |||
Die relative biologische Wirksamkeit ist das Verhältnis der [[Energiedosis]] DR einer Referenzstrahlung zur Energiedosis einer zu untersuchenden und zu bewertenden Strahlung DT, die in einem lebenden Organismus die gleiche biologische Wirkung erzeugt wie die Referenzstrahlung.<br> | Die relative biologische Wirksamkeit ist das Verhältnis der [[Energiedosis]] DR einer Referenzstrahlung zur Energiedosis einer zu untersuchenden und zu bewertenden Strahlung DT, die in einem lebenden Organismus die gleiche biologische Wirkung erzeugt wie die Referenzstrahlung.<br> | ||
Als Referenzstrahlung ist einvernehmlich Photonenstrahlung festgelegt, allerdings ohne einheitliche Spezifizierung der Energie. Die „klassische“ Referenzstrahlung ist die Röntgenstrahlung einer Röntgenröhre mit 250 kV Röhrenspannung. Als Referenzstrahlung wird auch die Gammastrahlung von <sup>60</sup>Co benutzt. | Als Referenzstrahlung ist einvernehmlich Photonenstrahlung festgelegt, allerdings ohne einheitliche Spezifizierung der Energie. Die „klassische“ Referenzstrahlung ist die Röntgenstrahlung einer Röntgenröhre mit 250 kV Röhrenspannung. Als Referenzstrahlung wird auch die Gammastrahlung von <sup>60</sup>Co benutzt. | ||
RBW-Werte werden in Tierversuchen oder in Versuchen mit menschlichen und tierischen Zellen bzw. Zellverbänden ermittelt, wobei zusätzlich die physikalischen Verhältnisse im menschlichen Körper, insbesondere die Entstehung von Streu- und Sekundärstrahlung, berücksichtigt werden. | RBW-Werte werden in Tierversuchen oder in Versuchen mit menschlichen und tierischen Zellen bzw. Zellverbänden ermittelt, wobei zusätzlich die physikalischen Verhältnisse im menschlichen Körper, insbesondere die Entstehung von Streu- und Sekundärstrahlung, berücksichtigt werden. | ||
Die RBW ist für einen bestimmten beobachteten Effekt im Allgemeinen von der Dosis und vom [[LET]] der Strahlung abhängig. Im praktischen Strahlenschutz werden aus Gründen der Vereinfachung anstatt der RBW in der Regel die Strahlungswichtungsfaktoren ''w''<sub>R</sub> oder die Qualitätsfaktoren ''Q'' verwendet. | Die RBW ist für einen bestimmten beobachteten Effekt im Allgemeinen von der Dosis und vom [[LET]] der Strahlung abhängig. Im praktischen Strahlenschutz werden aus Gründen der Vereinfachung anstatt der RBW in der Regel die Strahlungswichtungsfaktoren ''w''<sub>R</sub> oder die Qualitätsfaktoren ''Q'' verwendet. | ||
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Aktuelle Version vom 28. März 2024, 11:17 Uhr
Sprachen: | Deutsch English |
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Verhältnis der Dosis einer Referenzstrahlung mit niedrigem LET zu der Dosis der betrachteten Strahlung, die eine identische biologische Wirkung hat. RBW-Werte variieren mit der Dosis, der Dosisleistung und dem betrachteten biologischen Endpunkt. Im Strahlenschutz ist die RBW für stochastische Wirkungen bei niedrigen Dosen (RBWM) von besonderem Interesse.
- Commission on Radiological Protection (ICRP). Die Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) von 2007 : ICRP-Veröffentlichung 103 - Deutsche Ausgabe verabschiedet im März 2007. Deutsche Ausgabe. BfS-SCHR-47/09, Salzgitter November 2009.
- Diese Definition wurde zuletzt in der 330. Sitzung der SSK am 29./30. Januar 2024 geprüft.
Weitere Definitionen
In der experimentellen Forschung wird die unterschiedliche Wirkung verschiedener ionisierender Strahlungen durch die RBW Relative biologische Wirksamkeit beschrieben. Die RBW ist der Quotient aus den Energiedosen, die bei der Referenzstrahlung und der untersuchten Strahlung zu einem quantitativ gleichen biologischen Effekt führen. Die RBW-Werte hängen von dem untersuchten biologischen Objekt und dem biologischen Endpunkt (Art der biologischen Reaktion) ab; sie können daher für eine gegebene Strahlung durchaus verschiedene Werte annehmen. Für die Festlegung von Strahlungs-Wichtungsfaktoren sind vor allem RBW-Werte für die Karzinogenese von Bedeutung. Da diese aus epidemiologischen Untersuchungen unmittelbar für den Menschen nicht bekannt sind, spielen hier RBW-Werte aus Tierversuchen eine entscheidende Rolle.
Die Referenzstrahlung für RBW-Angaben ist nicht weltweit einheitlich festgelegt. Vielmehr sind als Referenzstrahlungen sowohl harte Röntgenstrahlung als auch 60Co-Gammastrahlung im Gebrauch. Da zwischen diesen beiden Photonenstrahlungen, ja bereits zwischen verschieden stark gefilterten harten Röntgenstrahlungen gleicher Röhrenspannung, erhebliche biologische Wirkungsunterschiede bestehen können, muss bei allen RBW-Angaben die jeweilige Referenzstrahlung angegeben werden.
- Aktuell verwendet in:
- SSK 2003- Vergleichende Bewertung der biologischen Wirksamkeit verschiedener ionisierender Strahlungen[1]
Im ICRP Glossary (Englisch)
Relative biological effectiveness
Glossar Messanleitungen
Die relative biologische Wirksamkeit ist das Verhältnis der Energiedosis DR einer Referenzstrahlung zur Energiedosis einer zu untersuchenden und zu bewertenden Strahlung DT, die in einem lebenden Organismus die gleiche biologische Wirkung erzeugt wie die Referenzstrahlung.
Als Referenzstrahlung ist einvernehmlich Photonenstrahlung festgelegt, allerdings ohne einheitliche Spezifizierung der Energie. Die „klassische“ Referenzstrahlung ist die Röntgenstrahlung einer Röntgenröhre mit 250 kV Röhrenspannung. Als Referenzstrahlung wird auch die Gammastrahlung von 60Co benutzt.
RBW-Werte werden in Tierversuchen oder in Versuchen mit menschlichen und tierischen Zellen bzw. Zellverbänden ermittelt, wobei zusätzlich die physikalischen Verhältnisse im menschlichen Körper, insbesondere die Entstehung von Streu- und Sekundärstrahlung, berücksichtigt werden.
Die RBW ist für einen bestimmten beobachteten Effekt im Allgemeinen von der Dosis und vom LET der Strahlung abhängig. Im praktischen Strahlenschutz werden aus Gründen der Vereinfachung anstatt der RBW in der Regel die Strahlungswichtungsfaktoren wR oder die Qualitätsfaktoren Q verwendet.
Referenzen
- ↑ Strahlenschutzkommission (SSK). Vergleichende Bewertung der biologischen Wirksamkeit verschiedener ionisierender Strahlungen, Stellungnahme der Strahlenschutzkommission, verabschiedet in der 186. Sitzung der SSK am 11./12.09.2003
- ↑ Rühle H, Kanisch H, Vogl K, Keller H, Bruchertseifer F, Schkade U-K, Wershofen H. Glossar zu den Messanleitungen für die Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt und externer StrahIung. September 2009. ISBN 1865-8725